Cornelia Schlemmer

Über meine Kunst

Das Verbindende meiner Arbeiten, so verschieden sie durch ihre unterschiedlichen Genres und Stilmittel sind, ist das Interesse an Geschichte, an Geschichten, an biografischen Narrativen:
Bildfragmente setzen sich auf großformatigen Leinwänden ebenso zu einem neuen Ganzen zusammen wie in einer Lithographie; ein inszenierter Raum wird zur Bühne für kleine subjektive Erzählungen der Besucher; ein Dokumentarfilm porträtiert nicht nur den Mädchenchor, sondern erzählt anhand von einzelnen Protagonistinnen deren Erwachsenwerden. Und alles, was mich umgibt, womit ich mich beschäftige, hat schlussendlich wiederum Einfluss auf meine Malerei:

Familienbilder

Seit meinem Studium beschäftige ich mich in meiner Malerei mit meiner Familiengeschichte. Die Beschäftigung mit dem Vermächtnis der Kriegsgenerationen steht dabei im besonderen Fokus. Aber die Zeitzeugen selbst sind nicht mehr, ihre Geschichten klingen jedoch noch in uns nach. Und so versuche ich in meinen Arbeiten, dem Verschwiegenem und Ungesagtem eine Stimme zu geben, das nicht Sichtbare sichtbar werden zu lassen. Auf der Grundlage von Fotos und deren Verfremdung durch das Experimentieren mit verschiedenen Erzählmotiven und Gestaltungselementen erkunde ich die Möglichkeit, das Subjektive in eine objektive Sichtweise zu überführen.

Spiel mit mir

Zunehmend rücken auch „fremde“ Familiengeschichten in den Fokus der Malerei. Doch wie fremd sind sie eigentlich? Und wie erzählt man das Ungesagte? Das Unsagbare?
Auf der Leinwand eröffne ich für meine Malerei eine Bühne: Die Malerei hat ihr Eigenleben, Farbe läuft und findet ihren Weg, Bildfragmente sortieren sich neu, ergänzt durch Ornamente, Bildzitate aus den Medien, oder dem Motiv der Puppe, das immer wieder als Mischwesen in den Bildern auftaucht und den Blick erweitert, wie z. B. auf Biografisches meiner afghanischen Nachbarn, meines syrischen Kollegen oder unbekannter Protagonistinnen aus den Medien.

Inszenierte Landschaften

Mit allem was er tut, hinterlässt der Mensch, hinterlassen wir Spuren.
Wer die Spuren in der Landschaft zu lesen vermag, erfährt auch aus ihnen Geschichten. Bewusst inszeniert, sind es die Parks und Gärten, die zu allen Zeiten vom Menschen angelegt,

ihm zur Freude und Erholung diente. Und mit tanzenden Skulpturen schuf er sich seine Ebenbilder.
Mit dem Motiv der inszenierten Landschaft zu spielen, den Begriff weiter zu fassen und auf die

zufällige Ansammlung menschlicher Behausung, Fragmente einer Fabrik oder dem Arrangieren von Blumenbildern anzuwenden –
das stellt für mich eine weitere Dimension gemalter Geschichte(n) dar.

Stilles Leben

Die sichtbare Abwesenheit bei gleichzeitig fühlbarer Präsenz des Menschen kommt für mich auch im (arrangierten) Stillleben zum Ausdruck. Lautlose menschenleere Marktszenen bauen sich nicht allein auf. Selbst ein von Wind und Sonne gegerbter Tierschädel im Wüstensand lässt den Menschen ahnen, der diesen Schädel sieht und malt. Dabei darf es auch ganz selbstironisch zugehen und so auch die aufs Essen wartende Familie in den Schlemmerbildern imaginieret werden.

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